OEBB – Kleine Haltestellen wieder vor dem Aus?

von Klaudia Paiha.

Zugegeben: konkrete Informationen zu bekommen, ist schwer. Im Moment bewegen wir uns eher auf der Indizien-Ebene. Und das ist auch gut so: weil sonst wäre der Zug schon abgefahren …

Wieder einmal wird in Frage gestellt, ob es denn wirklich drei Haltestellen in Maria Anzbach braucht. Diesmal wegen der Sanierung der Bahnhöfe, wo die ÖBB angeblich nicht bereit sei, alle drei Stationen in unserer Gemeinde zu sanieren. So zumindest die Information, die seitens der Bürgermeisterin an die GemeindevertreterInnen weitergegeben wurde. Vorgeschlagen wurde im Gegenzug, so die Bürgermeisterin, wirklich „viel Geld in die Hand zu nehmen“ und EINE Station gut und behindertengerecht auszubauen – mit Parkgarage und Lift und so.
Gleichzeitig wird in Tullnerbach-Pressbaum „viel Geld in die Hand“ genommen, um den dortigen Halt zum Schnellbahn-Endbahnhof auszubauen – so die Information an diese Gemeinde. Das klingt ja wohl ziemlich nach einem Aus für die „kleinen“ Halte …
Damit wird allen Bemühungen entgegen gewirkt, die Reisenden möglichst wohnortnahe ins öffentliche Verkehrsmittel zu bekommen.
Dabei wäre das Bahnpotential aktuell noch gewaltig: 93% der Wien-PendlerInnen wohnen im Einzugsgebiet der Bahn, zwei Drittel sogar in einer Distanz unter 3 Kilometer, also per Fuss oder Rad erreichbar.
Mit dem derzeitigen Stundentakt sind die kleinen Halte vergleichsweise unattraktiv und schwach frequentiert – und sollen es offenbar auch bleiben. Was über Kurz oder Lang zur Schließung führen wird. Darunter leiden nicht nur die unmittelbar Betroffenen. Auch die EinwohnerInnen entlang den Durchzugsrouten zum nächsten, mit viel Geld großzügig mit Park & Ride-Anlage versehenen Bahnhofs leiden unter dem erhöhten PKW-Aufkommen. Pressbaum und Eichgraben können ein Lied davon singen.
Von Zielen des Klimaschutzes und der Niederösterreichischen Verkehrsstrategie ganz zu schweigen …
Dringend notwendig ist eine Taktverdichtung für die S-Bahn. Die Arbeiterkammer fordert für den außerstädtischen Bereich einen 15-Minuten S-Bahn-Takt. In einem ersten Schritt wäre für uns schon ein Halbstundentakt ein Gewinn. Die Umsetzung liegt – wie so oft – in Händen der NÖ Landesregierung. Sie muss die Taktverdichtung bei den ÖBB bestellen – und das notwendige Kleingeld dafür bereit stellen.
Bislang fehlte ihr offenbar die Motivation dazu. Um diese zu erhöhen, startete die Aktionsplattform „Unsere Westbahn – unsere Busse“ eine Online-Petition mit der Forderung nach einem täglichen 1/2 Std. Takt der S50 und der Bedienung aller Halte.
Ebenso müssten die Gemeindevertretungen, allen voran die BürgermeisterInnen, der Landespolitik klarmachen, dass sie eine Verschlechterung des Bahnangebotes für ihre GemeindebürgerInnen nicht dulden würden. Eine entsprechende Gemeinderesolution wurde bereits von einigen Gemeinden verabschiedet.

Zum Weiterlesen:
Pendeln in der Ostregion – Potentiale für die Bahn. Studie der TU-Wien im Auftrag der Arbeiterkammern Wien, NÖ und Burgenland, Wien 2015. https://media.arbeiterkammer.at/wien/Verkehr_und_Infrastruktur_56.pdf